Reportage x x x : d l i B Let it swing! 18 Mal komplett raus aus der Tret- mühle – diesen Wunsch hatten Babs und Phil schon länger. Sie entwirft Häuser, er entwickelt Autos für BMW und seit wenigen Jahren auch eigene Mountainbikes. Solche, wie er sie selbst immer gerne fahren wollte: easy going und clean im Design. Die Leiden- schaft für alpines Biken teilt das Paar. Statt Dolomiten oder Karwendel lockt im vergangenen Jahr Neuland. Kurz lieb- äugelt Phil mit Südamerika, doch schnell wird Nepal Favorit. Ein Ort, an dem man komplett abschalten kann, wie Babs aus Erfahrung weiß. Doch dieses Mal wird sie es mit Phil bereisen, im Sattel der eigenen Bikes. Im Frühjahr fällt die Entscheidung, ab August beginnt die Planung und im Oktober fliegen die beiden von München aus nach Kathmandu – Millionenstadt wie Weltkulturerbestätte. Tempelanlagen und Pagoden aus filigran geschnitztem Holz hier, Baustellen und Stromkabel- knäuel in überfüllten Straßen dort. Staub, Abgase und Dunst aus Straßen- küchen erschweren das Atmen. Maske tragen ist ratsam. Phil und Babs nutzen die ersten Tage, um nebst Stadtrundfahrt Finales für Permits und Jeep Shuttles nach Besisahar und zum Startpunkt Koto zu klären. Abenteuerliche Dirt Roads, die erahnen lassen, dass hundert Kilo- meter per Bus auf nepalesischen Pisten zur Tagestortour werden können. Von Koto aus startet die Reise auf zwei Pneus Richtung Annapurna Trek. Sie führt von Phu und Naar über den Kang La Pass auf 5.306 Meter bis nach Manang. Auf diesen ersten Etappen ist das Paar auf einen Guide angewiesen. Daran sind die Permits geknüpft. Geführt werden sie von Laxmi, eine der wenigen Mountain- bikerinnen Nepals. Sie leitet eine Cycling School und organisiert Himalayan Action. Je weiter die Gruppe bergauf klettert, desto kleiner werden die Siedlungen, die etwa vier bis fünf Stunden voneinander entfernt liegen. Teehäuser und einfache, aber saubere Unterkünfte sind entlang des Trails zu finden. Manche sind auf Trekkinggäste spezialisiert, die aller- meisten aber sind typische Herbergen der alten Handelsroute. Viele sind bunt bemalt und weithin zu erkennen – ob in üppig grünen Tälern mit dichten Wäldern, entlang terrassierter Felder, auf denen Reis, Weizen, Gerste und sogar Nepal weitet den Horizont. Äpfel angebaut werden, oder in den hochalpinen Bergregionen mit viel Geröll oder Eis. Auf den schmalen Pfaden ist nicht mit viel Gegenverkehr zu rechnen. Sie sind gerade breit genug für Wanderer, endlos lange Karawanen mit voll bepack- ten Eseln oder Hirten mit Yakherden. Die zentnerschweren Hochlandrinder mit zotteligem Fell und langen, spitzen Hörnern sind eindrücklich. Traben sie die Hänge entlang, bebt die Erde. Mehr als einmal müssen Phil und Babs in res- pektvoller Distanz abwarten, bis der Trail wieder frei und der aufgewirbelte Staub verflogen ist. Bindi für Besucher Dennoch: Die Zahl Passanten bleibt überschaubar und damit auch die Kon- kurrenz um freie Betten. Die Hilfsbereit- schaft der Menschen wächst ebenso mit der Distanz zu den großen Metropolen, bemerken beide. Freundlich und neu- gierig sind die Nepalesi jedoch alle. Ein Schwätzchen hier, ein anderes dort. Wer in Nepal nicht allein bleiben möchte, bleibt nicht allein. Man wird schnell zum Essen an den Familientisch gela- den oder durch Tempelanlagen geführt, lernt von aufmerksamen Helfern barfuß und im Uhrzeigersinn um die Stupa zu gehen. Glück und Schutz wünschen die herzlichen Menschen mit einem roten Punkt auf der Stirn, dem so genannten